Kurzinfo:
Ein neuer Faktencheck der Deutschen Umwelthilfe
(DUH) belegt eine völlig fehlgeleitete Förderpolitik
im Gebäudebereich. Aktuell fließt ein deutlich zu
hoher Anteil der Fördermittel in reine
Mitnahmeeffekte für den Neubau, während
Bestandsgebäude kaum saniert werden. Etwa 80 Prozent
der bewilligten Anträge im KfW Programm
„Energieeffizient Bauen“ fallen im Neubau auf den
KfW 55 Standard, der für den Neubau ohnehin Stand
der Technik ist und klimapolitisch unzureichend.
Diese Gelder sollten dringend in die Sanierung des
Gebäudebestands fließen:
1. Alarmierender
Faktencheck
• Mit fast 80
Prozent der bewilligten Anträge im KfW
Programm "Energieeffizient Bauen" wird im
Neubau ein veralteter Effizienzstandard
gefördert, während im Bestand kaum saniert
wird.
• Daten
belegen, dass Energieverbrauch in Gebäuden
durch energetische Sanierung drastisch
gesenkt werden kann.
•
Bundesregierung muss im Gebäudeenergiegesetz
schnellstmöglich Effizienzstandards anheben,
um Klimaziele im Gebäudebereich noch zu
erreichen.
2.
Sanierungsrate drastisch anheben
Die Sanierungsrate
für Bestandssanierungen liegt bei unter 1
Prozent. Um die Klimaziele zu erreichen und
bezahlbares Wohnen auch für die Zukunft zu
gewährleisten, muss die Sanierungsquote auf über
3 Prozent anwachsen. Mit dem drei Jahre
verspäteten Inkrafttreten des
Gebäudeenergiegesetzes (GEG) am 1. November 2020
zementiert die Bundesregierung den
klimapolitischen Stillstand im Gebäudesektor mit
deutlich zu niedrigen Energieeffizienzstandards.
Bild 2: Barbara Metz,
stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der
Deutschen Umwelthilfe DUH.
©
Foto: Steffen Holzmann / DUH
Dazu erklärt
Barbara Metz, Stellvertretende
Bundesgeschäftsführerin der DUH: "Die
Bundesregierung betreibt klimapolitischen
Raubbau im Gebäudebereich, indem sie notwendige
CO2-Reduktionen im Neubau verhindert
und es praktisch keine Anreize zur energetischen
Sanierung gibt. Wir fordern die verantwortlichen
Minister Seehofer, Altmaier und Schulze
eindringlich auf, die im GEG festgeschriebenen
und überholten Effizienzstandards sofort
anzupassen. Außerdem brauchen wir dringen eine
klimapolitisch sinnvolle Förderpolitik. Das
heißt deutlich höher finanzielle Förderung bei
der Bestandssanierung und Beendigung reiner
Mitnahmeeffekte im Neubau."
3.
KfW-Fördermittel transparent gestalten
Die klimapolitisch
notwendigen finanziellen Mittel liegen laut
Deutschem Mieterbund bei bis zu 25 Milliarden
Euro pro Jahr. Das aktuelle Gesamtbudget für
Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudebereich beträgt
circa 4 Milliarden Euro pro Jahr. Zudem müssen
die Mittel deutlich zielgerichteter eingesetzt
werden. Auf seit 2001 errichtete Neubauten
entfallen lediglich 7 Prozent des
Energieverbrauchs – die übrigen 93 Prozent sind
Bestandsgebäude. Gleichzeitig ist die
Darstellung der KfW-Fördermittel extrem
intransparent: Nachvollziehbar dargestellt ist
lediglich der Anteil der Neuzusagen, nicht
jedoch der Anteil Fördermittel nach KfW-Programm
und Effizienzstandards.
Bild 3: Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der Deutschen
Umwelthilfe DUH. © Foto: Finke / DHU
Dazu Constantin
Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der
DUH: "Unser Faktencheck belegt, dass die
Fördermittel zwar absolut nicht ausreichen, um
die Klimaziele zu erreichen. Ohne sie würde die
Klima-Bilanz des Gebäudebereichs allerdings
katastrophal aussehen. Damit widerlegen wir, was
von Lobbygruppen der Wohnungswirtschaft in der
Debatte um einen klimafreundlichen
Gebäudebereich immer wieder behauptet wird. Eins
ist klar: Ohne energetische Sanierung mit
ausreichender staatlicher Förderung sind die
Klimaziele nicht erreichbar. Jetzt auf die
Bremse zu treten, verursacht langfristig enorme
volkswirtschaftliche Kosten und ist dramatisch
für den Klimaschutz."
4.
Hintergründe
Im Zeitraum
von 2010 bis 2018 wurden 341 Milliarden Euro
für die energetische Sanierung in
Wohngebäuden investiert – diesen stehen
Reduktionen der Treibhausgas-Emissionen von
minus 21 Prozent gegenüber, die allerdings
nicht witterungsbereinigt sind. Was zunächst
viel klingt, ist sowohl finanziell als auch
klimapolitisch ein Tropfen auf den heißen
Stein. Bei 19 Millionen Wohngebäuden flossen
effektiv nur rund 18.000 Euro pro Gebäude in
die Sanierung. Für das Erreichen der
Klimaziele 2030 müssten die Emissionen in
einem ähnlich langen Zeitraum zwischen 2018
und 2030 um etwa doppelt so viel, nämlich
nochmals 40 Prozent gesenkt werden.
Bild 4: Gebäude im
Bestand. © Foto: Matthias Geipel - Fotolia.com
Der Anteil der energetischen
Sanierungsmaßnahmen an den
Gesamtbaumaßnahmen im Gebäudebereich ist
sogar rückläufig: Zwischen 2010 und 2019 ist
der Anteil von einem Drittel auf ein Viertel
gesunken. Ebenso sind die Standards für
Sanierung im Bestand seit 2009 faktisch
nicht angehoben worden. Etwa 80 Prozent der
Neuzusagen der wichtigen KfW-Programme
„Energieeffizienz Bauen“ und
„Energieeffizienz Sanieren“ entfallen auf
den Neubau. Davon fließen wiederum fast 80
Prozent des Kreditvolumens in den Bau des
veralteten KfW-Effizienzhausstandard 55. Die
DUH fordert für Neubauten KfW-Standard 40
und für Bestandsgebäude KfW-Standard 55.
Deutschland drohen bei Verfehlung des
Klimaziels 2030 Strafzahlungen in Höhe von
30 bis 60 Milliarden Euro. Aufgrund der
geringen Effizienzanforderungen müssen heute
gebaute oder sanierte Gebäude vor 2050 ein
weiteres Mal zu Baustellen werden, was für
Eigentümer unnötige Mehrkosten bedeutet.
Höhere Energieeffizienzansprüche könnten bis
zu 280.000 neue Arbeitsplätze in der
Bauwirtschaft schaffen.
5. Downloads und
Kontakte
Faktenpapier Energieeffizienz und
10-Punkte-Sofortprogramm für
sozialverträgliche Gestaltung der
energetischen Sanierung und mehr Klimaschutz:
Kontakte:
Barbara Metz,
Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin 030 2400867-74, 0170 7686923,
metz@duh.de
Constantin Zerger, Leiter Energie und
Klimaschutz 0160 4334014,
zerger@duh.de
DUH-Pressestelle: Matthias
Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe, Tel.
030 2400867-20,
presse@duh.de
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